China Heizung? Eher nicht

Es sind diese Momente, wo man schwach wird: Eisige Kälte des beginnenden Winters sowie die Billigstangebote von Alibaba, Wish oder Fruugo. Die angebotenen Standheizungen sind günstig, die Versuchung gross. Gut, wenn man, in dem Fall ich, mit einem Freund sprechen kann, in dem Fall Indulis.

Indulis, meine Idee ist so simpel wie günstig. Geradezu billig: Ich beschaffe mir eine einfache Metallbox, schraube die Heizung fest, eine Autobatterie dazu, ein wenig Diesel in einen Kanister und dann nur noch die Rohre für die Abgase und die wundervolle heisse Luft. Alles zusammen unter 300 CHF. Günstiger als zum Beispiel das von Nakatanenga. Cool, oder?

Olaf, mein Lieber, die Idee mit der Box ist ja nicht schlecht. Man ist beweglich und vor allen Dingen hat man keinen Zirkus mit der Zulassung, denn sie entfällt. Und das ist auch in Deinem Fall richtig wichtig, denn keine chinesische Standheizungsbox hat eine Zulassung, inzwischen immerhin ein CE Zertifikat, das aber für eine Festmontage im Auto nicht reicht. Bei den chinesischen Heizungen hat bislang nur die von LF-Bros eine CE und die nötige E Zulassung. Das hat der deutsche Importeur gemacht, hat dafür viel Geld bezahlt für die Prüfungen und so kostet diese Heizung auch mehr.

Eine „Boot Auto Diesel Luft heizung, 24V 12V 2kw 5kw 8kw Heizung LKW Luft Diesel Park heizung“ von Alibaba.

Na gut, dann immer noch ein Schnäppchen, vor allem, wenn ich mir die Planar anschaue.

Achte doch mal auf das Gesamtpaket. Fangen wir vorne an. Bei den chinesischen Boxen gibt es ja verschiedene. Verschieden im Styling, verschieden in der Heizleistung. Styling lassen wir mal aussen vor und schauen zur Heizleistung: hier stehen 2 Typen zur Verfügung, 2, 5 und 8 KW. Die 2KW Heizung (und nur die halte ich für den Defender für richtig) habe ich noch nicht in einer chinesischen Box gesehen, ev. auch übersehen, weil sie nicht häufig angeboten wird. Die meisten sind also 5KW. Die 5KW kann ich mir in einer Ambulance vorstellen. Die angebotenen 8KW Heizungen sind 5KW Heizungen, die über das Mainboard hochgedreht wurden. Eine reine/echte 8KW würde baulich nicht in die Box passen, denn sie ist grösser als die 5KW.

Aber mehr Leistung ist doch super? Oder nicht?

Nein, das Resultat ist, dass man eine 5KW kauft, schnell feststellt, dass sie unheimlich heizt. Also wird sie in der Temperatur abgeriegelt. Bei den chinesischen Heizungen kannst Du die verrücktesten Dinge einstellen, China ist verspielt. Und genau das ist auch das Dilemma. Abgeriegelte Heizungen verrussen innen schnell und quittieren ihren Dienst. Dann heisst es basteln. Heizung öffnen, reinigen, Glühkerze wechseln etc. Alles Dinge, die man ja gar nicht machen möchte, denn es geschieht ja im Winter, wo man eigentlich heizen wollte. Wenn man in den Foren nachliest, dann kauft jeder noch Dichtungen mit, Glühstifte mit, Temperatursensoren mit. Deshalb hatte ich mal im Magazin geschrieben, dass die Bedienungseinheit kein Game Boy ist und die Heizungen am besten mit der Werkseinstellung laufen, also Finger weg vor den vielen verlockenden Einstellungen.

Dann heisst es basteln. Heizung öffnen, reinigen, Glühkerze wechseln etc. Alles Dinge, die man ja gar nicht machen möchte, denn es geschieht ja im Winter, wo man eigentlich heizen wollte.

Aber dennoch wäre das machbar, oder?

Ja, wenn Du etwas handwerkliches Geschick und Geduld mitbringst. Denn was wird geliefert: Du siehst auf den Bildern immer nur die Box. Nicht gezeigt wird, dass lose im Paket ein Auspuffrohr liegt (einwandig), ein Auspufftopf (kostengünstige Version), ein Schlauch für die Ansaugung der Verbrennungsluft und ein kleiner Filter, der auf diesen Schlauch kommt. Dies sind Beigaben, die Du irgendwie an die Heizung schrauben musst und Du musst sie ja dann auch bei der Aufstellung unterbringen.

Diese Schnittzeichnung einer chinesischen Heizung: Auspuff und Ansaugung der Verbrennungsluft gehen nach unten – und das ist bei allen chinesischen Heizungen so. Das bedeutet, dass die Heizung auf erhöht stehen muss, denn der Auspuff sollte nicht um 90° gebogen werden. Und Du brauchst einen guten Abstand zum Boden, sonst brennt es Dir das Gras weg. Mangels Bodenfreiheit passt die Kiste gar nicht den Defender.

Der Auspuff bei den Heizungen in den Zarges- oder Eigenbaukisten geht zur Seite weg, weil man die Heizung nach Betriebsanleitung zu einer Seite drehen kann. Hinzu kommt, dass die Zargeskiste auch mal nass werden kann.

Easy, schaffe ich. Nur noch der Strom und fertig ist die Laube.

Strom ist ein guter Punkt. In der chinesischen Box ist keine Batterie enthalten. Also brauchst Du Strom von aussen. Das kann Deine Autobatterie für kurze Zeit sein, meist ist es dann ein Netzgerät mit viel Leistung, da die Heizung in der Anlaufphase richtig viel Strom zieht. Ist der nicht vorhanden, quittiert sie ihren Dienst, geht aus, zeigt eine Störung an. Ist es kein Netzgerät, dann eine externe Batterie plus Ladegerät. Und die Zuleitungen zur Heizung müssen möglichst kurz sein und dick, wegen dem Stromverlust. Das sind Dinge, die man Dir nicht erzählt.

OK, machbar. Die Kosten gehen aber jetzt schon höher.

Richtig. Jetzt kommt aber der spannende Teil, der Einsatzbereich. Die chinesischen Boxen sind nicht wasserdicht (daher ja auch die vielen individuellen Umbauten auf Zarges Boxen und einer Heizungsgrösse, die dem Bedarf entspricht). Das bedeutet, dass Du die Heizung vor Wasser schützen musst und Dir gut überlegen musst, wohin mit dem Teil überhaupt, denn handlich ist es nicht, mit dem Auspuff (wird kochendheiss) und der Ansaugung. Und wenn Du dir einen Platz eventuell unter dem Defender ausgesucht hast, muss ja die Wärme irgendwie ins Auto kommen. Also Schlauch kaufen. Kein Pappschlauch, kein Kunststoffschlauch, denn die Temperatur am Ausgang an der Heizung erreicht mal locker 120 Grad. Nun kommt die Länge des Schlauches dazu. Eigentlich sollte dieser auch so kurz wie möglich sein, damit es zu keinem Wärmestau kommt. Kommt es dazu, ist die Heizung ‚hin‘.

Lieber Indulis, rede mir doch das Projekt nicht schlecht!

Tu ich nicht. Zumindest bin ich dabei nicht alleine. Schauen wir uns mal in den Foren an, wo die Leute die Heizungen verwenden. Wohnwagenvorzelt, Garagen, Bastelräume im Keller, Gartenhaus – das sind wohl die meisten Angaben. Selten taucht mal ein Fahrzeug auf. Hierfür hat man, da die Problematik ja schnell mit Lee(h)rgeld erkannt wurde, die Umbauten in den wasserdichten Boxen. Diese Boxen haben dann auch meist eine Batterie mit eingebaut mit einem Ladegerät. Und in die Box wird eine bedarfsgerechte Heizung verbaut, also Planar 2KW etc., etc.

Alle Boxen laufen, man muss nur mit sich selber im Klaren sein, wie und wo man sie einsetzt und man darf nicht einen Vergleich zu den Markenheizungen ziehen. Es gibt eben einen Unterschied zwischen 200 Franken und 2000 Franken.

Also doch kein billiges Projekt am Ende des Tages?

Alle Möglichkeiten sind offen, aber: man braucht dann einen gut gefüllten Geldbeutel. Denn es wird in den Foren bemängelt, dass die China Heizungen laut sind. Laute Dosierpumpe, das dünnwandige Auspuffrohr, der laute Auspuff und das laute Ansauggeräusch. Zu all diesen Sachen gibt es Abhilfen, die aber zusätzlichen Geld kosten, das man ja anfangs gar nicht ausgeben wollte. Fazit. Alle Boxen laufen, man muss nur mit sich selber im Klaren sein, wie und wo man sie einsetzt und man darf nicht einen Vergleich zu den Markenheizungen ziehen. Es gibt eben einen Unterschied zwischen 200 Franken und 2000 Franken.

Also, dann stoppe ich meinen Billigplan, spare auf eine richtige Heizung und eine sachgerechte Installation.

Gut so, Olaf! Ich erinnere: in meinem LR88 läuft eine Webasto HL18 aus den 70er Jahren, nie defekt, nie geöffnet und hat 1,7KW.

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