Gross war die Skepsis, ob Ferien mit dem Landy wirklich gut kommen werden. Passt das Gepäck rein? Haben die Kinder hinten genügend Platz? Passt das „Handgepäck“ in den Fussraum und vor allem: Halten alle Beteiligten die 400 Kilometer Anfahrt von Zürich nach Genua und dann über die korsischen Strassen aus? Kurz gesagt: Es ging gut.
Die Frage nach der Ladekapazität wurde schnell beantwortet. Denn nachdem ich aus dem Siebensitzer die zwei „überflüssigen“ Sitze rausgebaut hatte, war massig Platz im Kofferraum. Und im Gegensatz zum Vorgänger, der Familienkutsche Ford S-Max, ist der Kofferraum vor allem eins: Nahezu rechtwinklig. Und das ist ein gigantischer Vorteil. Es bot sich eine Unmenge Platz für Koffer, Taschen, Tüten, losem Gerümpel und Kleinkram. Und trotz Feriengepäck für fünf Personen war noch Luft nach oben. Herrlich. Dennoch ist die nächste Erweiterung sicher ein Dachgepäckträger.
Fussraum
Daraus ergab sich noch einen anderen Vorzug: da alles im Kofferraum Platz gefunden hat, gab es im Fussraum Stauraum für das Wesentliche. Haben wir in der Vergangenheit den Fussraum immer voll mit dem „normalen“ Gepäck gehabt, so war jetzt nur das wichtigste Handgepäck für die Kindern dort untergebracht. Selbst unser Hund hatte einen Logenplatz bekommen. Und natürlich und fast obligatorisch: da ich den Fussraum durchgängig mit einer Gummifussmatte ausgelegt habe, spielte es auch keine Rolle, wenn die Kids mit sandigen Füssen vom Strand in den Wagen hüpften. Matten rausnehmen, ausschlagen, reinlegen, sauber.
Fahrspass
Bewusst war uns, dass eine lange Fahrt mit dem Landy nicht so richtig luxuriös ist – wie sie es etwa mit dem Ford war. Für mich war das keine neue Erfahrung, habe ich schon längere Strecken absolviert. Der Rest der Familie war aber zum ersten Mal mit dem Landy so lange unterwegs und nicht jeder mag die vielen Dezibel (da hört man ja das Hörspiel nicht richtig) und die doch eher aufrechte Sitzposition (wie soll man denn da schlafen). Allen Unbequemlichkeiten zum Trotz muss ich sagen, dass es einfach geil war. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass alleine die Sitzhöhe, das Fahrgefühl auf den italienischen Autobahnen und die Resilienz, die man als Landyfahrer an den Tag legt echt viel Spass machen. Auch kleine Zwischenstopps mitten im italienischen „Outback“, abseits der Autobahnrastplätze kamen plötzlich in Betracht. Auch, wenn der Feldweg nicht wirklich eine Herausforderung war, dennoch fährt man mit dem Landy eher mal dahin, wo man hin will, anstatt einfach einen normalen Parkplatz anzusteuern.
Die Fahrt mit der Fähre war dann auch keine Herausforderung, warum auch. Der Landy zählt ja als Grossfahrzeug und darf mit Seinesgleichen und den wirklich grossen Brocken auf ein Parkdeck. Das war auch ein anderes Einfahren, denn mit dem S Max, der etwas länger und breiter war und den ähnlichen Wendekreis (beide liegen bei rund 12 Metern) wie der Landy hat, war das normale Parkdeck eher eine elendige Kurverei. Nach vorne und hinten war der Platz zwar auch begrenzt, aber hey, die Parkeinweiser wissen, was sie tun.
Korsikas Strassen

Die französische Mittelmeerinsel, wo Napoléon geboren wurde, hat ja schon die ein oder andere zweifelhafte Strasse. So etwa die teils halbbefestigten Departement-Strassen, die teils sehr eng, teils buckelig sind, teils eher Hofeinfahrt gleichen statt der Bezeichnung Departement-Strassen würdig zu sein, wie etwa die D 14. Egal, die gingen problemlos, man weiss ja, dass man an sich an die Grundlagen der Physik halten muss. Heisst: auch Landy-Achsen können brechen, wenn man einfach stumpf und zu schnell über Buckel oder durch Schlaglöcher fährt, oder auch ein Landy kann nicht der Schwerkraft trotzen und ein Abhang ist nun mal ein Abhang; entsprechend passt man die Fahrweise an. Doch als wir die oben erwähnte D 14 fuhren, durch wunderschöne Schluchten und Bergmassive, wurde es schon mal reichlich buckelig oder wie auf der der D344 reichlich eng (hier auf der hier kam uns dann auch mal ein Reisebus entgegen) und ich war froh, dass ich einiges an Aluminium um mich herum hatte. Auch ist es vorteilhaft, dass die Korsen Kummer gewohnt sind und mal eben einige hundert Meter zurücksetzen, um Platz zu machen.
Richtig schön wurden es, wenn wir die steilen Feldwege oder sandigen Strandwege fahren konnten, um an die Orte zu gelangen, wo nur die 4×4 Freunde waren. Das waren wundervolle Momente, denn genau diese Ruhe und Abgeschiedenheit haben wir gesucht. Dennoch war man nicht verloren, denn die Offroad Gemeinschaft passt schon aufeinander auf, wie ich erfahren durfte. Vor allzu tiefe Gräben warnten mich die anderen Offroader im Vorfeld (ich habe die seitlichen Schwellerrohre montiert, die den Kids beim Aufsitzen helfen), denn ich hätte dann den Landy gnadelos auf den Schwellerrohren aufgesetzt. Auch kamen oft Tipps , wo es wunderbare Spielplätze für den Landy gibt.
Erste Hilfe
Was mich mehr überraschte, das war die Wirkung die ein Landy hat. Auch wenn es viele Defender auf Korsika gibt, die Anwesenheit jedes einzelnen war schnell bekannt. So wurde der slowenische Fahrer eines Wohnwagen, der sich im Sand festgefahren hatte, von anderen Touristen direkt an mich verwiesen. Und nein, ich habe nicht nebem dem Landy am Strand gelegen und kein Schild mit der Aufschrift „Hier bin ich“ hochgehalten. Kurzum, der kleine Landy schleppte mühelos den grossen Caravan aus dem Sand. Der Dank: Ein Panaché.
Fazit
So viel man auch immer mit einem Landy belächelt wird – Midlife Crisis, Potenzprobleme etc. – so dankbar sind die Leute dennoch, wenn der vierrädrige Kraftprotz in der Nähe ist. Und auch die Landrover Gemeinde funktioniert und trotz der vielen Defender auf Korsika wird das Auto immer wieder bestaunt. Ein Auto also, um auch fern der Heimat Kontakte zu knüpfen.

Platzmässig ist das Auto ein echter Fortschritt gegenüber dem S Max. Der Fahrkomfort ist natürlich ein anderer. Der Verbrauch war – wie sollte es anders sein – im Rahmen der Erwartungen. 12-13l hat der Ford auf den Strecken auch geschluckt, teils mehr, wenn es richtig kurvig und bergig wurde (wie am Col de Vergio, dem „Schweinepass“). Vorteilhaft sind auch Böschungswinkel, Bodenfreiheit und Kraft. Bodenwellen – die beim Ford schon mal die ein oder andere Zierleiste gekostet haben – sind kein Thema, Steilkurven in den Bergen sind mühelos und ohne grosse Anstrengung machbar.
Kurzum: Genau das richtige Auto.
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