Lukas über die Konservierungsarbeiten

Die Renovierungsarbeiten an „Lucy“ (Teil 1 hier und Teil 2 da) haben bei mir ein paar Fragen aufgeworfen. Zum einen natürlich die Aussage von Kurt, dass mein TD4 im schlechteren Zustand sei als sein TD5. Aber auch grundsätzlicher Natur, wie zum Beispiel, was wir Fahrer tun können, damit unsere Autos möglichst lange leben. Ich habe Anna und Lukas zum Gespräch gebeten.
Zum Gespräch mit Anna geht es hier entlang.

Lukas, wir haben vor gut vier Jahren von Daniel Brechbühl hier im Magazin gelesen, wie er ein Auto konserviert. Worauf hast Du bei «Lucy» wert gelegt?

Lukas: Das Vorgehen unterscheidet sich nicht grossartig. Bei „Lucy“ war die Situation etwas anders, da ich das Auto fahruntüchtig und „entbeint“ bei Anna in Empfang genommen habe. Das Fahrzeug wird gründlich auf einem Lift von unten mit Hochdruck heiss gewaschen und die Hohlräume gründlich ausgespült. Vorgängig habe ich die bestehenden Löcher im Chassis aufgebohrt und an den neuralgischen Punkten, wie bei den Chassiswölbungen, noch zusätzliche gebohrt. Ich möchte ja das Chassis von Innen trocken haben und auch im Betrieb sollte sich kein Schmutz im Leiterrahmen festsetzen können. 

Auch wenn Dein Auto schon um recht viele Anbauteile erleichtert ankam, so habe ich alles Störende entfernt, dazu gehören der Tank, Federn, Stossdämpferaufnahmen und Zusatzausrüstungen wie die Seitenschweller usw. Dann kam die Nadelpistole zum Einsatz, um losen Rost und Lackreste zu entfernen. Die Nadelpistole ist ein sehr ehrliches Werkzeug, bei dem dann allfällige Durchrostungen nicht verborgen bleiben. Wenn der Rost weg ist und allfällige Löcher repariert sind, behandle ich den Oberflächenrost mit Brunox, ein Rostumwandler und Epoxygrundierung. Nun wird grundiert damit die Farbe auch vernünftig haftet und zum Schluss wird alles mit einer guten Industriefarbe gespritzt inkl. der demontierten Teile. In dieser Zeit konnte das Chassis innen auch richtig austrocknen. Jetzt kommt die wirkliche Konservierung. Ich habe alle Hohlräume mit einem Rostschutzwachs ausgesprüht und alle neuralgischen Ecken  auch von aussen behandelt. Deine „Lucy“ ist nun in einem besseren Zustand als sie ausgeliefert wurde. 

Gibt es aus Deiner Erfahrung einen Qulitätsunterschied zwischen Td5und Td4?

Von den technischen Merkmalen abgesehen gilt nach meiner Erfahrung, je neuer der Landy ist, desto schlechter ist er verarbeitet. Das Rückgrat, also das Chassis, ist bei den letzten Fahrzeugen im besten Falle schlecht grundiert und diverse Anbauteile nicht mal grundiert, somit blättert die Farbe schon mal ab. Wenn noch weniger Farbe gegangen wäre, dann hätte man es bestimmt gemacht! Bei den Abschlussblechen an der Heckwanne oben und hinten ist häufig nicht mal Grundierung auf der Innenseite und das schon seit dem Td5. 

Frühe 90 / 110  Defender Tdi und Td5 Modelle waren recht ordentlich verarbeitet. Als dann der Sparstift im grossen Stil angesetzt wurde, ist es nur schlimmer geworden und die Td4 sind rosttechnisch die Krönung. Was aber meiner Meinung nach besser ist bei den Td4 als beim Td5, das sind die Ganzstahltüren. Diese fallen wenigstens nicht der Kontaktkorrossion zum Opfer. Abschliessend ist aber zu sagen, dass alle Jahrgänge ein Rostproblem haben.  Nur eine vernünftige Konservierung und gute Wartung können den Zerfall bremsen. Stoppen können wir es alle nicht!

Lukas Aebi

Eine jährliche Rostkontrolle ist mit oder ohne Konservierung zu empfehlen.

Was sind die schlimmsten Dinge auf die man achten soll?

Das schlimmste ist Winterbetrieb und nie waschen!! Die Waschstrasse reicht für eine gründliche Reinigung leider nicht, spätesten beim Ende der Salzsaison sollte ein Landy vor allem unten gründlich gewaschen werden auch in den zugänglichen Hohlräumen. Am besten man mietet sich bei einer Garage mit Lift und entsprechendem Waschgerät für zwei Stunden ein oder gibt das Auto dem Fachpersonal des Vertrauens für eine Reinigung. Auch hier gilt, ist das Personal nachher noch zu erkennen, dann ist das Auto nicht sauber. Das abtropfende Wasser sollte auch nicht mehr salzig schmecken.

Wie oft muss ich da ran und die Investition sichern?

Eine jährliche Rostkontrolle ist mit oder ohne Konservierung zu empfehlen. Die besten Autos sind die, welche von neu an eine Form von Rostkonservierung erfahren haben. Es gilt also je früher desto besser. Wenn dann mal richtig behandelt wurde, dann hält eine gute Konservierung bei guter Pflege ca. 10 Jahre. Vor allem bei viel Winterbetrieb und hartem Offroad-Einsatz leidet auch die Konservierung. Ich fahre einen 28jährigen Defender im Alltag Sommer und Winter mit 430000km mit ungeschweisstem Chassis. Behandelt  wurde er bis jetzt zweimal, wobei die weiteren Behandlungen in der Regel nicht mehr ganz so aufwändig sind da es sich mehr um Nachbessrungen handelt.

Man muss also immer wieder mit hohen Kosten rechnen?

So eine Konservierung kostet natürlich einiges und je nach Zustand und allfälligen Durchrostungen kann da locker ein fünfstelliger Betrag daraus werden. Aber nochmal, je früher ich anfange zu konservieren, desto günstiger sind die Kontrollen. Für mich ist die Konservierung von Fahrzeugen eine Herzensangelegenheit. Denn ich möchte die Autos so lange wie möglich erhalten. Mein jüngstes Studienobjekt ist ein Freelander 1 Td4 mal schauen, ob es der erste wird mit Veteraneneintrag.

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